Bewertung: 4,4 von 5 Punkten
Momentaner Preis: 70€
Aroma: Etwas Lagerfeuerrauch. Die forsche, medizinische Seite hat er fast verloren. Direkt zum Rauch dazu kommen Sauerkirsche, Zuckerrohr, Vanille und Menthol. Erst danach zeigen sich vorsichtig die vertrauten maritimen Noten, ein relativ großer Lederlappen und etwas Tabak. Plötzlich überlagern Rosinen, dunkle Schokolade, Aachener Pflümli und eine dunkel geröstete Espressobohne die Aromen. Später dann noch herbe Heilkräuter, Kiefernharz und Blockmalz. Alles ist in eine süßlich- säuerliche Sirup- Tannenhonig- Eichennote eingehüllt. Zwischendurch blitzen dann doch ganz kurz Holzteer, geräucherter Speck und Jodpflaster auf, nur um wieder in der süßlichen Wolke zu verschwinden.
Geschmack: Erst mild, ölig und süß mit Beerenmarmelade, die sich mit Sauerkirschsaft, dunkler Schokolade und Waldhonig mischt. Dann etwas Salz und Süßholz. Später dann Zitronensaft und etwas Ingwertee.
Abgang: Mittellang. Sauerkirschmarmelade und dunkle Schokolade mischen sich mit Lagerfeuerrauch. Dazu Malz, Kastanien und Kräuternoten und eine salzige Laugenbretzel. Zitronennoten ziehen sich elegant durch den gesamten Abgang. Ab und zu blitzt ein Hansaplast- Pflaster und eine Mullbinde auf. Der Rauch von selbst geräuchertem Speck klingt aus.
Kommentar: Interessant, was Ex- Bourbon, Refill- Olorosofässer und ein Finishing für 12 bis 18 Monate in Ex- Olorosofässern so mit einem Whisky anstellen können. Alle, die wie ich auch, Laphroaig mögen, weil der Whisky im Geschmack ballert und einem der Rauch und die Aromen aus den Augen und Ohren herauskommt, werden hier sicher entäuscht. Wenn man allerdings offen für Neues ist, so kann man Laphroaig in einem anderen Licht entdecken. Hier schlagen einem weder Wasser, noch Sturm oder Regen ins Gesicht, auch die dunkle Wolkenwand, die die Sonne verdeckt und alles in einen bedrohlichen grauton taucht, ist nicht vorhanden. Stattdessen ein laues Lagerfeuerwindchen, blauer Himmel und ein sherryroter Sonnenuntergang, der einem in die Nase steigt. Im Mund dann etwas mehr Leben mit Zitronensaft und Ingwer. Der Abgang ist dann wieder idyllisch zurückhaltend. Was ganz ordentlich knallt, sind die (mindestens) 70€, die man für den Laphroaig 10 Jahre Sherry Oak Finish hinlegen muss. Egal, mich hat die Vielschichtigkeit und die Harmonie der Aromen überzeugt.